So klimaschädlich ist Übergewicht

Die Themen Klimaschutz und Gesundheit rücken zunehmend in den Fokus, und oft werden sie als voneinander getrennte Bereiche betrachtet. Doch immer mehr Studien und Fachleute weisen darauf hin, dass Übergewicht auch aus einer klimapolitischen Perspektive relevant ist. Aber wie genau wirkt sich Übergewicht auf die Umwelt aus? Und wie steht es im Vergleich zu bekannten CO₂-Treibern wie dem Fliegen oder Autofahren?

Wie Übergewicht den CO₂-Fußabdruck erhöht

Übergewicht und seine indirekten Effekte auf die Umwelt sind vielseitig und umfassen sowohl höhere Ressourcenverbräuche als auch direkten Einfluss auf CO₂-Emissionen. Einige Mechanismen, durch die Übergewicht den CO₂-Fußabdruck erhöht, umfassen:

1. Höherer Kalorienbedarf und Lebensmittelproduktion: Menschen mit Übergewicht benötigen mehr Kalorien, was die Nachfrage nach Lebensmitteln erhöht. Die Produktion, der Transport und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln – insbesondere Fleisch und verarbeitete Produkte – verursachen hohe Treibhausgasemissionen. Laut der Welternährungsorganisation (FAO) ist die globale Nahrungsmittelproduktion für etwa ein Drittel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. In Ländern mit hohen Übergewichts- und Fettleibigkeitsraten wird somit auch der CO₂-Fußabdruck der Lebensmittelversorgung erhöht.

2. Erhöhter Energiebedarf im Transportwesen: Übergewichtige Personen verursachen im Schnitt mehr Gewicht beim Transport in Autos, Bussen und Flugzeugen, was wiederum den Treibstoffverbrauch und die Emissionen erhöht. Eine Studie der Universität Aberdeen fand heraus, dass die höheren Gewichtszahlen in Industrienationen den zusätzlichen Energieverbrauch im öffentlichen und privaten Transport signifikant beeinflussen.

3. Medizinische Versorgung und Ressourcenverbrauch: Übergewicht ist mit vielen Gesundheitsrisiken verbunden, wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen Krebsarten. Diese Krankheiten erfordern oft langfristige medizinische Betreuung, und jede Behandlung – von Krankenhausaufenthalten über Medikamente bis hin zu Therapien – verbraucht Ressourcen und erzeugt Emissionen. Eine in “The Lancet” veröffentlichte Studie schätzt, dass die weltweite Adipositas-Krise etwa 20 % der CO₂-Emissionen des Gesundheitssektors verursacht, was auf die Ressourcenintensität der Gesundheitsversorgung zurückzuführen ist.

Vergleich der Emissionen: Übergewicht vs. Fliegen und Autofahren

Eine genaue Berechnung der Emissionen durch Übergewicht ist schwierig, da verschiedene Faktoren wie Ernährung, Transport und Gesundheitskosten berücksichtigt werden müssen. Dennoch zeigen Studien Schätzwerte, die eine interessante Perspektive bieten:

Ernährung und Lebensmittelerzeugung: Die durchschnittliche zusätzliche CO₂-Belastung durch höhere Lebensmittelproduktion für übergewichtige Personen wird auf etwa 0,3 bis 0,4 Tonnen CO₂ pro Person und Jahr geschätzt.

Zusätzliche Transportemissionen: Aufgrund des Mehrgewichts bei Transporten könnten etwa 0,1 bis 0,2 Tonnen CO₂-Emissionen jährlich pro übergewichtige Person hinzukommen, abhängig von der Verkehrsmittelnutzung.

Gesundheitskosten und Ressourcen: Der Gesundheitssektor kann pro übergewichtiger Person Emissionen von etwa 0,2 Tonnen CO₂ jährlich verursachen, hauptsächlich durch den erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung und Medikamentenproduktion.

In Summe könnte eine übergewichtige Person somit etwa 0,6 bis 0,8 Tonnen CO₂ mehr pro Jahr verursachen als eine Person mit Normalgewicht. Zum Vergleich: Ein Flug von Frankfurt nach New York erzeugt rund 2 Tonnen CO₂ pro Passagier und Hin- und Rückflug, und ein durchschnittlicher PKW verursacht etwa 2 Tonnen CO₂ pro Jahr.

Fazit

Übergewicht hat in der Tat einen messbaren Einfluss auf den CO₂-Ausstoß, sei es durch eine erhöhte Nachfrage nach Lebensmitteln, die medizinische Versorgung oder den Transport. Im direkten Vergleich ist Übergewicht zwar nicht so klimaschädlich wie Flugreisen oder das Autofahren mit einem Verbrenner, doch die Auswirkungen summieren sich auf gesellschaftlicher Ebene. Die Betrachtung von Übergewicht aus einer klimapolitischen Perspektive könnte daher langfristig helfen, sowohl die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern als auch die Klimaziele zu unterstützen.

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